Was sind Incoterms 2024? Einfach erklärt!
Im internationalen Handel sind klare Regeln und Standards unerlässlich. Genau hier kommen die Incoterms ins Spiel: Diese standardisierten Begriffe regeln präzise, wer für bestimmte Aufgaben, Vorschriften und Risiken bei internationalen Handelsgeschäften verantwortlich ist.
In diesem Artikel wirst du auf leicht verständliche Weise erfahren, was Incoterms sind. Wir bieten dir eine ausführliche Übersicht aller Begriffe, erläutern ihre Bedeutungen und zeigen die Vorteile auf. Zusätzlich liefern wir dir praktische Beispiele, um herauszufinden, welche Incoterms für dein Geschäft am besten geeignet sind. Los geht's!
- Das sind Incoterms - einfach erklärt
- Die Einteilung und Gruppen der Incoterms
- Übersicht aller Incoterms 2024, inkl. Definition & praktischen Beispielen
- Wie werden Incoterms angewendet, und was regeln sie nicht?
- Auswahl der richtigen Incoterms für dein Business, inkl. Beispielen
- Fazit: Die Vorteile von Incoterms
Was sind Incoterms? Einfach erklärt:
Die Incoterms, kurz für "International Commercial Terms" oder auf Deutsch "Internationale Handelsbedingungen", sind weltweit anerkannte Richtlinien, die die Pflichten von Käufern und Verkäufern im internationalen Warenhandel festlegen. Sie definieren klar, wer welche Verantwortung übernimmt, insbesondere in Bezug auf:
- Zeitpunkt und Ort der Lieferung,
- Risiken und Versicherungen,
- Kosten und
- Zollabfertigung.
Diese Regeln wurden 1936 von der Internationalen Handelskammer (ICC) ins Leben gerufen und haben sich seither zu einem unverzichtbaren Bestandteil des globalen Handels entwickelt. Die Incoterms werden etwa alle 10 Jahre aktualisiert, um mit den Entwicklungen im Handel Schritt zu halten, und sind weltweit bei Importeuren, Exporteuren, Spediteuren und Frachtführern anerkannt.
Laut der deutschen ICC, bieten die Incoterms “… einen global gültigen Standard für die Lieferbedingungen bei internationalen Geschäften.”
- Die neueste Definition der Incoterms stammt aus dem Jahr 2020.
- Laut der ICC kommen in 90% aller Kaufverträge weltweit Incoterms zum Einsatz.
Im Grunde regeln und vereinfachen Incoterms gängige Fragen wie:
- Wann geht die Ware vom Verkäufer auf den Käufer über?
- Wer trägt welche Transportkosten?
- Wer und ab wann übernimmt eine Partei die Haftung für Verlust und Beschädigung der Ware, sowie die Versicherungskosten?
Einteilung und Gruppen von Incoterms
Es gibt 4 Gruppen von Incoterms, die jeweils für alle Transportmittel, oder nur für den Seetransport gelten:
- E-Klausel EXW (Ex Works), auch "Abholklausel" genannt:
EXW ist ideal, wenn der Käufer sämtliche Transportkosten und Risiken ab dem Standort des Verkäufers übernehmen will. Ab dem Moment, in dem die Ware beim Verkäufer abholbereit ist, trägt der Käufer alle weiteren Kosten und die Verantwortung.
- F-Klauseln, auch “Absendeklausel ohne Kostenübernahme des Verkäufers”:
F-Klauseln eignen sich, wenn der Käufer lediglich die Kosten und Risiken des Haupttransports übernehmen möchte. Das Wort "frei" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Käufer ab einem bestimmten Übergabepunkt die Kosten übernimmt, während der Verkäufer bis zu diesem Punkt für die Kosten und das Risiko verantwortlich ist.
- C-Klauseln, auch “Absendeklausel mit Kostenübernahme des Verkäufers”:
C-Incoterms werden meistens gewählt, wenn der Verkäufer die Transportkosten bis zum Zielort übernimmt. Der Verkäufer zahlt für den Transport bis zu einem bestimmten Ort, aber das Risiko geht auf den Käufer über, sobald die Ware an den ersten Frachtführer übergeben wird.
- D-Klauseln, auch “Ankunftsklausel” genannt:
Diese sind dann sinnvoll, wenn der Verkäufer die Transportkosten bis zum Zielort trägt. Die Verantwortung und das Risiko gehen auf den Käufer über, sobald die Ware am Zielort angekommen und bereitgestellt ist.
Übersicht aller Incoterms 2024 - Bedeutung und praktische Beispiele
EXW (Ex Works)
Der Verkäufer stellt die Ware auf seinem Gelände oder einem anderen benannten Ort (z.B. Werk, Fabrik, Lager) zur Verfügung. Der Käufer trägt ab diesem Punkt alle Kosten und Risiken.
Beispiel: Ein deutscher Maschinenbauer verkauft eine Maschine an ein Unternehmen in Japan. Die Maschine wird im Werk des Verkäufers in München bereitgestellt. Ab diesem Punkt ist der japanische Käufer dafür verantwortlich, die Maschine abzuholen und den gesamten Transport bis zu seinem Standort zu organisieren. Dazu gehören sämtliche Transport-, Versicherungs- und Zollkosten, die der Käufer übernimmt.
FCA (Free Carrier)
Der Verkäufer liefert die Ware an einen vom Käufer benannten Frachtführer oder an einen anderen benannten Ort. Der Verkäufer ist verantwortlich für die Zollabfertigung der Ware zur Ausfuhr.
Beispiel: Ein französischer Weinproduzent verkauft Wein an einen US-amerikanischen Händler. Der Wein wird in Bordeaux an einen vom Händler beauftragten Spediteur übergeben. Bis zu diesem Punkt trägt der Weinproduzent die Kosten und Risiken für den Transport. Ab der Übergabe an den Spediteur liegt die weitere Verantwortung, einschließlich aller zusätzlichen Transportkosten und Risiken, beim US-amerikanischen Händler.
CPT (Carriage Paid To)
Der Verkäufer zahlt die Frachtkosten bis zum benannten Bestimmungsort. Das Risiko geht jedoch auf den Käufer über, sobald die Ware dem ersten Frachtführer übergeben wurde.
Beispiel: Ein Elektronikhersteller in China verkauft Tablets an einen Händler in Australien. Der Hersteller bezahlt die Transportkosten bis zum Hafen in Sydney. Das Risiko für Verlust oder Beschädigung der Ware geht jedoch bereits im Hafen von Shanghai auf den Käufer über.
CIP (Carriage and Insurance Paid To)
Wie CPT, jedoch mit der zusätzlichen Verpflichtung des Verkäufers, eine Mindestversicherung gegen Verlust oder Beschädigung der Ware während des Transports abzuschließen.
Beispiel: Ein Möbelhersteller in Italien verkauft eine Lieferung von Stühlen an einen Kunden in Kanada. Der Hersteller bezahlt die Fracht- und Versicherungskosten bis zum Bestimmungsort in Toronto. Das Risiko geht auf den Käufer über, sobald die Ware dem ersten Frachtführer übergeben wurde, aber der Verkäufer sorgt für eine Versicherung gegen mögliche Schäden.
DAP (Delivered at Place)
Der Verkäufer liefert die Ware an einen benannten Ort, ohne Entladung. Der Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken bis zu diesem Punkt.
Beispiel: Ein Maschinenbauunternehmen in Deutschland verkauft eine Anlage an einen Kunden in Brasilien. Die Anlage wird bis zum Werk des Kunden in São Paulo geliefert. Der deutsche Verkäufer übernimmt alle Transportkosten und Risiken bis zur Ankunft der Anlage im Werk des brasilianischen Kunden.
DPU (Delivered at Place Unloaded)
Der Verkäufer übernimmt die Kosten und Risiken bis zur Entladung am benannten Ort. Dies ist die einzige Klausel, bei der der Verkäufer auch für die Entladung verantwortlich ist.
Beispiel: Ein spanischer Möbelhersteller liefert eine große Bestellung an einen Möbelhändler in London. Die Ware wird bis zum Lager des Händlers in London transportiert und entladen. Der spanische Hersteller trägt alle Kosten und Risiken bis zur Entladung der Ware im Lager des Händlers.
DDP (Delivered Duty Paid)
Der Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken bis zur Lieferung am benannten Ort inklusive Zollabfertigung. Der Käufer muss nur noch die Ware annehmen.
Beispiel: Ein Elektronikhersteller in Südkorea verkauft Fernseher an einen Händler in Deutschland. Der Hersteller trägt alle Kosten und Risiken für den Transport der Fernseher bis zur Anlieferung im Lager des Händlers in Berlin. Dies umfasst auch die Bezahlung aller anfallenden Zölle und Steuern, sodass der deutsche Händler die Fernseher einfach in Empfang nehmen kann, ohne sich um zusätzliche Kosten oder Risiken kümmern zu müssen.
Planst du einen Transport? Entdecke unser umfassendes Transportangebot speziell für Unternehmen: Erfahre mehr oder schreib uns einfach!
Regeln nur für den See- und Binnenschifftransport:
FAS (Free Alongside Ship)
Der Verkäufer liefert die Ware längsseits des Schiffes im Verschiffungshafen. Ab diesem Punkt trägt der Käufer alle Kosten und Risiken.
Beispiel: Ein kanadischer Holzlieferant verkauft Holz an einen Kunden in Spanien. Das Holz wird am Hafen von Vancouver längsseits des Schiffs bereitgestellt. Der spanische Käufer übernimmt ab diesem Punkt die Kosten und Risiken des Transports.
FOB (Free On Board)
Der Verkäufer lädt die Ware auf das vom Käufer benannte Schiff im Verschiffungshafen. Das Risiko geht auf den Käufer über, sobald die Ware an Bord des Schiffes ist.
Beispiel: Ein brasilianischer Kaffeelieferant verkauft eine große Menge Kaffee an einen Händler in den USA. Der Kaffee wird im Hafen von Santos auf das Schiff geladen, das der US-Händler benannt hat. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt der Händler alle Risiken und Kosten.
CFR (Cost and Freight)
Der Verkäufer trägt die Kosten und Fracht bis zum Bestimmungshafen. Das Risiko geht jedoch auf den Käufer über, sobald die Ware an Bord des Schiffes ist.
Beispiel: Ein indischer Textilhersteller verkauft Stoffe an einen Käufer in Großbritannien. Der Hersteller bezahlt die Transportkosten bis zum Hafen von Liverpool. Das Risiko für die Ware geht jedoch bereits im Hafen von Mumbai auf den britischen Käufer über.
CIF (Cost, Insurance and Freight)
Wie CFR, jedoch mit der zusätzlichen Verpflichtung des Verkäufers, eine Versicherung abzuschließen. Der Verkäufer trägt die Kosten, Fracht und Versicherung bis zum Bestimmungshafen.
Beispiel: Ein japanischer Autohersteller verkauft Autos an einen Händler in Südafrika. Der Autohersteller bezahlt die Transport- und Versicherungskosten bis zum Hafen von Kapstadt. Das Risiko geht jedoch auf den Käufer über, sobald die Autos an Bord des Schiffes sind, aber der Verkäufer sorgt für eine Versicherung gegen mögliche Schäden.
Wie werden Incoterms angewendet, und was regeln sie nicht?
Der internationale Handel ist ein komplexes Netz aus Regeln, Verantwortlichkeiten und Abkommen. Eine zentrale Hilfe, um diese Komplexität zu bewältigen, sind die Incoterms. Diese standardisierten Vertragsklauseln legen klar fest, welche Pflichten Käufer und Verkäufer im globalen Handel haben. Sie schaffen eindeutige Richtlinien, die helfen, Missverständnisse zu vermeiden und den Handel reibungsloser und effizienter zu gestalten.
Im Grunde legen Incoterms fest, wer sich um folgende Punkte kümmert:
- Warendokumente: Wer ist dafür verantwortlich, die benötigten Warendokumente zu besorgen? Wer übernimmt die Kosten für diese Dokumente?
- Transportdokumente: Wer muss die erforderlichen Transportdokumente beschaffen? Wer trägt die Kosten für die Erstellung dieser Dokumente?
- Versicherung: Wer ist dafür zuständig, die Ware während der verschiedenen Transportphasen zu versichern? Wer übernimmt die Versicherungskosten?
- Information: Wer ist dafür verantwortlich, die Handelspartner zu welchem Zeitpunkt mit welchen Informationen zu versorgen?
- Warenprüfung: Wer führt die Prüfung der Ware durch? Wer übernimmt die Kosten für diese Prüfung?
- Verpackung: Wie soll die Ware verpackt werden? Wer übernimmt die Kosten für den Verpackungsprozess und die Verpackungsmaterialien?
Folgendes wird NICHT von Incoterms explizit geregelt und sollte daher vertraglich immer separat definiert werden:
- Zahlungsbedingungen: Wer legt die Bedingungen für die Zahlung fest, und wo wird der Gerichtsstand bei rechtlichen Auseinandersetzungen bestimmt?
- Eigentumsübergang (Achtung - nicht gleichzusetzen mit Besitzübergang!): Wann geht das Eigentum an der Ware auf den Käufer über, und wie unterscheidet sich dies vom Zeitpunkt des Besitzübergangs?
- Verstöße gegen Incoterms: Was passiert, wenn eine Partei gegen ihre Verpflichtungen gemäß den Incoterms verstößt?
- Haftung: Welche Haftungsausschlüsse gelten für beide Parteien unter den Incoterms?
- Ersatzlieferung: Wer ist verantwortlich für Ersatzlieferungen, wenn die ursprüngliche Lieferung beschädigt oder verloren geht?
Incoterms sind ein unverzichtbares Werkzeug im internationalen Handel. Sie bieten eine klare und präzise Grundlage für die Abwicklung grenzüberschreitender Geschäfte und tragen zur Reduzierung von Risiken und Missverständnissen bei. Indem sie die Pflichten und Verantwortlichkeiten von Käufern und Verkäufern eindeutig festlegen, fördern sie einen reibungslosen und effizienten Handelsablauf.
Auswahl der richtigen Incoterms, inkl. praktischen Beispielen
Die Wahl des passenden Incoterms ist für dein Unternehmen entscheidend, um den internationalen Handel effizient und risikominimiert zu gestalten.
Hier sind einige Schlüsselaspekte und Vorteile, die du bei der Auswahl und Nutzung der Incoterms beachten solltest:
Analyse der Bedürfnisse:
- Art der Ware: Überlege, ob die Ware empfindlich, teuer oder leicht verderblich ist. Beispiel: Frische Lebensmittel benötigen schnelle und sichere Transportbedingungen.
- Transportweg: Bestimme, ob der Transport per Schiff, Flugzeug, Lkw oder Bahn erfolgt. Beispiel: Schweres Frachtgut wird oft per Schiff transportiert, während Eilwaren per Flugzeug versendet werden.
Kosten- und Risikoverteilung:
- Kostenaufteilung: Entscheide, welcher Partner welche Transport- und Versicherungskosten trägt. Beispiel: Der Verkäufer könnte die Kosten bis zum Hafen tragen, der Käufer übernimmt ab dort.
- Risikoübernahme: Kläre, ab welchem Punkt das Risiko vom Verkäufer auf den Käufer übergeht. Beispiel: Bei EXW (Ab Werk) trägt der Käufer ab dem Werk des Verkäufers alle Risiken.
Verantwortlichkeiten:
- Warendokumente: Festlegen, wer die erforderlichen Dokumente beschafft und bezahlt. Beispiel: Der Verkäufer stellt Exportdokumente bereit, der Käufer kümmert sich um Importpapiere.
- Transportdokumente: Kläre, welche Partei welche Transportdokumente besorgt und die Kosten trägt. Beispiel: Der Verkäufer besorgt den Frachtbrief, der Käufer kümmert sich um den Frachtvertrag.
- Versicherung: Entscheide, wer die Ware für welche Transportabschnitte versichert. Beispiel: Bei CIP versichert der Verkäufer die Ware bis zum Bestimmungsort.
Information und Kommunikation:
- Verpackungsanforderungen: Lege fest, wie die Ware verpackt wird. Beispiel: Empfindliche Elektronik muss stoßfest verpackt sein.
- Verpackungskosten: Bestimme, wer die Kosten für Verpackung und Verpackungsmaterial übernimmt. Beispiel: Der Verkäufer zahlt für die Verpackung, der Käufer für zusätzliche Schutzmaßnahmen.
Verpackung:
- Verpackungsanforderungen: Lege fest, wie die Ware verpackt wird.
- Verpackungskosten: Bestimme, wer die Kosten für Verpackung und Verpackungsmaterial übernimmt.
Rechtliche Aspekte:
- Zahlungsbedingungen: Definiere die Zahlungsbedingungen und den Gerichtsstand für eventuelle Streitigkeiten. Beispiel: Zahlung erfolgt nach Lieferung, Gerichtsstand ist das Land des Verkäufers.
- Eigentumsübergang: Unterscheide zwischen Besitz- und Eigentumsübergang der Ware. Beispiel: Eigentum geht bei Zahlung über, Besitz bei Lieferung.
Fazit: Die Vorteile von Incoterms
- Internationale Anerkennung: Incoterms sind weltweit anerkannt und sorgen für einheitliche Handelspraktiken.
- Standardisierung: Sie bieten klare und einheitliche Regeln, die Missverständnisse vermeiden.
- Effizienzsteigerung: Durch klare Aufgabenverteilung wird der Handelsprozess schneller und reibungsloser.
- Risikominimierung: Eindeutige Regelungen reduzieren das Risiko von Streitigkeiten.
- Kostentransparenz: Unternehmen können die Kosten besser planen und kontrollieren.
Indem du den passenden Incoterm für dein Geschäft sorgfältig auswählst und anwendest, kannst du sicherstellen, dass deine internationalen Handelsgeschäfte reibungsloser, sicherer und kosteneffizienter ablaufen.
Quellen
ICC - iccgermany.de
UK Gov - "Choose which incoterms are right for you"
great.gov.uk
Bilder:
Unsplash
Quivo © 2024